Berichte

Weltcupsaison 2020/21

Was für eine tolle Überraschung. Vor vier Monaten habe ich nicht mehr wirklich damit gerechnet im April am PC zu sitzen, um eine Zusammenfassung zur Weltcupsaison zu schreiben. Das es auch noch über so viel Erfolge zu berichten gibt, ist allerdings die allergrößte Überraschung.

Erst Ende Januar kam das grüne Licht für die Austragung zweier Weltcups. So fand unsere gesamte Saison komprimiert im März statt.

Mit gut funktionierenden Hygienekonzepten sowohl von den Veranstaltern, als auch von unserem Verband und regelmäßigen Corona Tests, waren die Vorzeichen für die Durchführung so sicher, wie es momentan eben geht. Wir in einer Bubble unterwegs, möglichst ohne Kontakt zur Außenwelt. Da unser Radius bei Weltcups allerdings nie wirklich größer ist, als Unterkunft-Wettkampfareal, hielt sich die große Umstellung in Grenzen.

Planica

Für den ersten Weltcup ging es nach Planica, Slowenien. Dort ging es für uns zum ersten Mal hin. Als Wintersportfan kennt man natürlich besonders die Flugschanze aus dem Fernsehen. Super spannend, diese live zu sehen. Noch viel beeindruckender als ich mir die Schanze eh schon vorgestellt habe.

Besonderes Highlight war, dass unsere Schlittenstrecke durch den Schanzenauslauf ging bzw. sogar noch ein paar Meter den Hang hinauf.

Ansonsten waren die Strecken sehr kurvig mit ein paar spannenden Abfahrten. Dazu kamen super warme Temperaturen und somit weiche Bedingungen. Dennoch war die Euphorie natürlich riesig tatsächlich die Möglichkeit zu haben an den Start zu gehen. Auch das Starterfeld war gut besetzt, so waren Oksana Masters und Kendall Gretsch vor Ort. Aber auch eine der stärksten russischen Läuferinnen Marta Zaynullina.

Ich war sehr gespannt auf meine Form, da die drei Wochen zuvor, aufgrund von Fußproblemen, leider Schlittenpause angesagt war.

Insgesamt ging ich in Slowenien in fünf Rennen an den Start. Der Kurze Langlauf war ein passendes Rennen zur Wettkampfgewöhnung. Beim Langlaufsprint habe ich es bis ins Finale geschafft, dort bin ich in einer der Abfahrten gestürzt. Somit war das Finale gelaufen, vermutlich hätte ich aber auch so nicht viel ausrichten können.

Anschließend wurde die Biathlonsaison eröffnet. Angefangen mit der Mitteldistanz über 10km mit viermal Schießen. Läuferisch konnte ich nicht mithalten, der weiche Schnee hat mir die Zähne gezogen. Genauso erging es mir über die 12,5km Langdistanz. Jedoch blieb ich bei allen insgesamt acht Schießeinlagen fehlerfrei.

Das ist mir vermutlich seit Sotschi 2014 nicht mehr gelungen. Vor dem letzten Biathlonwettkampf, dem Sprint, war ich schon etwas geknickt noch kein Ergebnis zustande gebracht zu haben. Dann wurde es jedoch kälter, wir Schlitten sind wieder morgens statt mittags gestartet. Und auf einmal war ich wieder im Geschäft. Die ersten Zwischenzeiten der Trainer und ich wusste ich habe die Chance aufs Podium, wenn ich fehlerfrei bleibe. Was mir gelang, in die letzte Runde bin ich mit Vorsprung auf Platz drei liegend gespurtet. Und im Ziel war ich hinter den zwei US-Ladies, mit zwar etwas kleiner gewordenem Vorsprung, Drittplatzierte. Das war Balsam für meine Seele, eine riesengroße Erleichterung. Außerdem war ich super glücklich in der gesamten Zeit in Planica weder im Training noch im Wettkampf auch nur einen einzigen Fehler geschossen zu haben.

Vuokatti

Nach ein paar entspannten Tagen Daheim ging es auch schon weiter Richtung Finnland. Ziemlich genau ein Jahr nach meinem letzten Flug, ging es endlich mal wieder an den Flughafen. Normalerweise hält sich die Vorfreude auf Vuokatti in Grenzen, weil wir einfach schon so oft da waren. Aber dieses Mal konnte ich es kaum erwarten. Jede Reise ist in diesen Zeiten etwas Besonderes. Oder ich habe schon unterbewusst geahnt, dass es erfolgreiche Tage werden.

Gewohnt haben wir wie üblich in Apartments, zum Essen sind wir allerdings ins Restaurant. Jedes Team für sich in einem separaten Raum mit eigenem Büffet. Ein so tolles und klares Hygienekonzept hat die Zeit dort sehr entspannt gemacht, weil keiner Bedenken hatte oder sich unsicher gefühlt hat.

Wir haben super Bedingungen vorgefunden, es war richtig schöner Winter, ein Traum für uns Langläufer. Top präparierte Strecken, ein echter Genuss zum Laufen.

Auch in Vuokatti standen für mich fünf Wettkämpfe an. Diesmal drei Langlauf und zwei Biathlon. Die US-Amerikaner konnten leider nicht mehr nach Finnland reisen. Dafür kam die Russische Mannschaft, anders als noch in Slowenien, mit vollem Aufgebot.

Los ging es mit der Langlauf Mitteldistanz. Ich habe mich gut gefühlt und das hat sich auch im Ergebnis widergespiegelt. Mit Platz vier und einem Abstand nach vorne, der voll in Ordnung ist. Tags darauf war der Langlauf Sprint an der Reihe. Im Prolog gelang mir die drittbeste Zeit. Mein Halbfinale habe ich gewonnen. Da war mein Ehrgeiz fürs Finale natürlich geweckt und ich wollte das Technikerteam und mich für die tolle Vorleistung belohnen. Marta und Natalia Kocherova haben mich auf der Zielgeraden abgefangen, aber dann kam keiner mehr. Platz drei im Sprint, genial.

Nach zwei Ruhetagen, kam ein verrücktes Rennen. Es ging über die 5km Langlauf Kurzdistanz. Meine Form wurde immer besser und besser. Es ging wirklich ums Podium. Die Abstände waren das ganze Rennen über eng, was super Spaß gemacht hat. Am Ende etwas zu eng. Ich lief auf einen super tollen dritten Platz (auf den hatte ich ein Abo dieses Jahr), allerdings nur 0,1 Sekunden hinter Natalia auf Platz zwei. Die Auswertung im Ziel hat dementsprechend gedauert. Danach haben wir uns nur angeschaut und gelacht.

Für die letzten zwei Rennen der Saison ging es wieder an den Schießstand. Mein Ziel war natürlich so lang wie möglich fehlerfrei durch die Saison zu kommen. Am Trainingstag vor dem Biathlon Sprint kam ich am Stand aber überhaupt nicht klar. Den böigen Wind konnte ich einfach nicht lesen.

Da war mein Selbstbewusstsein etwas geschrumpft. Aber ich wusste meine Arme sind fit, daher Augen zu und durch. Siehe da, im Wettkampf habe ich alle Scheiben abgeräumt. Zwar mit etwas Glück, aber egal, das muss man sich auch erstmal erarbeiten. Auch auf der Strecke war ich super unterwegs und lag so von Beginn an auf Platz eins, den ich auch nicht mehr hergegeben habe 😊.  

Plötzlich war ich vor dem Abschlussrennen, der Biathlon Langdistanz, in der Position um den Gesamtweltcup zu laufen. Ein paar Tage vorher hat ein Teamkollege noch gewitzelt „Hey, wenn du beide Rennen noch gewinnst, dann…“.

Wenn es läuft dann läuft es eben, wahnsinnigerweise ist mir genau das gelungen. Auch meine letzten vier Serien absolvierte ich mit 20 Treffern. Bei jeder Zwischenzeit wurde mein Vorsprung immer komfortabler. Im Ziel war es knapp über eine Minute. Ein schönes Gefühl selbst die Kontrolle über den Rennausgang zu haben.

So ging diese nicht ganz normale und etwas kürzere Saison mit meinem Dritten Gewinn des Biathlon Gesamtweltcups zu Ende…IRRE.

 

Weltcupfinale Sapporo 13.03.-17.03.2019

Für das Weltcupfinale der Saison 2018/19 stand noch eine echte Highlight Reise an. Es ging für eine Woche nach Sapporo, Japan. Dort waren wir schon vor zwei Jahren, direkt im Anschluss an die Pre-Paralympics in Pyeongchang. Wir sind mit einem sehr kleinen Team angereist. Nur fünf Athleten bzw. Guides und fünf Betreuer. Zwei Wochen nach der WM in Kanada, hieß es nun wieder, sich einen ordentlichen Jetlag abzuholen. Aber für Japan tut man das gerne. Wir haben wie 2017 mitten in Sapporo gewohnt. Mit dem Shuttlebus war es eine gute halbe Stunde an die Strecke. Dafür musste man nachmittags nur zur Tür rausfliegen und war im Trubel der Stadt.

Bevor der erste Wettkampf anstand, die Biathlon Mitteldistanz, war immerhin ein Tag Zeit, sich auf die Zeitumstellung und die Strecken einzustellen. Mein Ziel war es, zum Abschluss am Schießstand sauber zu arbeiten. Dies ist mir auch gelungen, alle 20 Scheiben sind gefallen. Somit konnte ich die Strafrunde links liegen lassen. Die Temperaturen waren schon leicht frühlingshaft. Daher war der Schnee ziemlich weich und die Strecke musste

gesalzen werden, damit sie die Weltcupwoche übersteht. Durch das Salzen waren die Loipen morgens noch schön fest. Das sind auch eher meine Bedingungen. Mit dem dritten Platz war ich dann auch zufrieden.

Am nächsten Tag war es Zeit für das letzte Biathlonrennen der Saison, der Sprint. Einmal musste ich in die Runde abbiegen, bin ziemlich flott angegangen und habe das beim ersten Schießen bereut. Den dritten Platz habe ich trotz Schießfehler wieder erreicht.

Danach stand ein Ruhetag an, Zeit, um Sapporo unsicher zu machen. Es ging auf Shoppingtour. Ich bin wirklich wieder nur staunend durch die Gegend gegangen. Alles ist bunt und blinkt oder macht Geräusche und spielt Musik. Selbst die Ampeln zwitschern wie Vögel. Viele Restaurant und Cafés gibt es natürlich auch. Wir wurden im Hotel allerdings am Buffet verwöhnt. Jeden Morgen frisches Omelett und Ramen, abends vor den Augen zubereitetes Sushi und Tempura.

Samstag und Sonntag ging es nochmal im Langlauf an den Start. Erst fünf Kilometer anschließend kurze, flockige zweieinhalb Kilometer. Die eine Runde am Sonntag, lief richtig gut. Ich wurde von den beiden Amerikanerin und der Norwegerin deutlich später überholt, als am Tag zuvor. Langsam wurde mein Fitnesszustand wieder besser…

Trotzdem geht es jetzt erstmal in die Saisonpause. Wobei ich erstmals einfach aus Spaß im April nochmal für zehn Tage nach Norwegen zum Langlaufen fliege. Ohne Trainingsplan einfach nur laufen, wie einem lustig ist! Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich das zum letzten Mal gemacht habe!

 

Weltmeisterschaften Prince George/Kanada 15.02. – 24.02.2019

Am 12.02. sind wir in Prince George angekommen. Die Reise habe ich gut überstanden und gestern einen Teil der WM-Strecken inspiziert (Bild oben). Nach einer halben Stunde war dann meine Nase innen zugefroren und das Training für mich wieder beendet. Es ist derzeit in dieser Ecke von Kanada wirklich so kalt, wie es in den Nachrichten berichtet wird. Bis zum ersten Start am Samstag, 16.02., hat das Wetter ja noch ein wenig Zeit, die Temperaturen in Richtung einstelliger Minusgrade anzuheben. Das wird bereits meine fünfte WM – unglaublich! Am Sonntag und Montag starten dann die Langlaufwettbewerbe. Nach dem Ruhetag am Dienstag geht es Mittwoch und Donnerstag mit dem Biathlon-Sprint und dem über 12,5 Kilometer weiter. Ich werde vorrausichtlich bei allen Biathlon-Wettkämpfen starten. Welche Langlauf-Wettkämpfe ich bestreite, wird kurzfristig entschieden.

Am zweiten Wettkampftag (17.02.) bin ich beim Langlauf/Mittelstrecke gestartet. Die beiden Runden über jeweils 2,5 Kilometer liefen erstaunlich gut. Vom Wettkampf am Vortag hatte nur etwas schwere Arme, aber keine Schmerzen. Der Schnee war auch deutlich schneller als zuvor, da macht es gleich viel mehr Spaß. Wie erwartet waren vier Kolleginnen zu schnell für mich, weshalb im Ergebnis der fünfte Platz herauskam. Beim Langlauf-Sprint habe ich planmäßig pausiert – ich wäre zwar sehr gerne gestartet, aber die Vernunft hat gesiegt. Bei meinem Trainingszustand soll man es nicht übertreiben. Beim Biathlon-Sprint am Mittwoch habe ich am Schießstand endlich mal wieder alles getroffen. Allerdings ging mir in der dritten Runde etwas die Kraft aus. Mein derzeit üblicher vierter Platz war die logische Folge, nachdem sich die drei Dauerkarteninhaber für die Podiumsplätze auch keine Blöße gaben.

 

Weltcup Östersund 12.-19.01.2019

Schnellen Schrittes geht es Richtung Weltmeisterschaft in Kanada. Nun ist auch schon der zweite Weltcup der Saison Geschichte. Somit auch der letzte vor der WM in Prince George, Kanada.

Ich habe mich im Vorfeld sehr auf die Woche in Schweden gefreut. Schließlich kennt man den Schießstand und die Strecken aus dem Fernsehen von den nichtbehinderten Biathleten. Dort angekommen wurden die hohen Erwartungen aber gleich gedämpft. Es kam das Gefühl rüber, dass die Organisatoren nicht ganz wissen was sie tun. Die Strecken waren noch nicht präpariert bzw. standen noch nicht fest.

Dazu kam noch ein Wintersturm am Tag vor dem ersten Rennen. Sodass wir die Strecke erst am morgen vor der Langlauf Mittelstrecke anschauen konnten. Naja, ging ja allen Startern gleich. Der Shuttle Service zum Skistadion lief auch nicht wirklich reibungslos. Es gab einfach zu wenig Fahrzeuge. Glücklicherweise haben wir uns einen eigenen Autoschlüssel eines Shuttles ergattert und ihn auch die gesamte Zeit behalten.

Gewohnt haben wir direkt neben dem Flughafen Are/Östersund auf der Frösön Halbinsel. Lustige Lage und da das Hotel dicke Fenster hat, auch kein Problem. Viel Zeit, um Östersund anzuschauen, hatten wir leider auch nicht. Daher gab es außer einem Kurztrip in den Supermarkt keine weiteren Sightseeing-Touren. Sehr schade, da die Umgebung doch Lust auf Erkundungstouren gemacht hat.

Aber zurück zum sportlichen: Die Runde war ziemlich anspruchsvoll, besonders aufgrund der Präparation, die zum Teil abenteuerlich war. Von Tag zu Tag aber besser wurde. Um läuferisch etwas von meinem Rückstand aufzuholen bin ich gerade dabei etwas an meiner Lauftechnik zu ändern. Bin allerdings noch in den Anfangsstadien des Versuchs. Dennoch bin ich den Biathlonsprint mit kürzeren Stöcken angegangen. War jetzt im Nachhinein nicht die beste Entscheidung, da ich mir dabei meine Unterarme völlig kaputt gemacht habe. Das Rennen war noch gut, mit einem Schießfehler war mein Abstand zu den sehr starken amerikanischen Ladies auch ok. Im Ergebnis stand dann der vierte Platz.

Am nächsten Tag beim Langlauf Sprint ging jedoch gar nix mehr. Nach dem Prolog bin ich im Halbfinale nicht mehr gestartet und auch den langen Biathlon habe ich ausgelassen. Nun bin ich dabei meine Arme so schnell wie möglich wieder fit zu bekommen, um im WM Vorbereitungstrainingslager in Livigno nächste Woche wieder vernünftig trainieren zu können.